Kugeln sausen euch in digital Sound um Ohren. Von der Mauer, hinter
der ihr Deckung gesucht habt, fliegen Brocken unter heftigem
Feindbeschuss in alle Richtungen. Die Granate, die neben euch
einschlägt, explodiert in einem rot-schwarzen Feuerball und das
penetrante Pfeifen verdrängt kurzzeitig alle anderen Geräusche.
Szenen wie aus einem Kriegsgebiet findet man mittlerweile in fast
allen aktuellen Shootern. Der Grad an Realismus, bis in die kleinsten
Details, wie Waffengeräusche und Animationen, durchkonstruiert, ist,
zur Freude aller Spieler, hoch. Mit erschwinglicher 3D Technologie in
Grafikkarten und Fernsehern kam der nächste Schritt zur
Verschmelzung von virtueller und realer Welt. Projektile, Splitter
und Staub bleiben nun nicht mehr im Bildschirm sondern rasen direkt
auf den Spieler zu. Ebenso wird ein ein deutlich realistischeres
Geschwindigkeitsgefühl bei Rennspielen vermittelt. Immersion, die
Vermischung von Eindrücken aus realer und virtueller Welt, ist das
Stichwort, dass Spielern rund um die Welt das Wasser im Mund
zusammenlaufen und ein „Mitten im Spiel“- Gefühl entstehen
lässt. Mit dem Konzept IllumiRoom will Microsoft in der neuen
Konsolengeneration nun einen großen Sprung in Sachen Immersion
wagen.
Funktionsweise und Möglichkeiten
Anfang des Jahres präsentierte Microsoft die IllumiRoom
Technologie in einem Video. Alle gezeigten Bilder seien „live“,
das heißt keine Animationen und nicht nachbearbeitet. In dem knapp
zehnminütigen Clip wird die Funktionsweise des Geräts, sowie einige
mögliche Anwendungen gezeigt. Eine mit der Xbox verbundene
Kombination aus Kamera und Projektor, z.B. auf dem Couchtisch, wird
auf den Fernseher gerichtet und projiziert Spielinhalte um das TV
Gerät herum. Die Kamera nimmt dabei die Raumgeometrie auf, worauf
die Projektion in Echtzeit reagieren kann. Etwaige, um den Fernseher
herumstehende, Möbel können also in die Projektion eingebaut
werden. Die neue Hardware kann so nicht nur den Bildschirmausschnitt
vergrößern und Spielinhalte außerhalb des Sichtfelds in den Raum
projizieren sondern durch veränderliche Belichtungseinstellungen
einige interessante Effekte, wie Bewegungsunschärfe, direkt in den
Raum einbauen. Im Video zeigt Microsoft so zum Beispiel virtuelle
Schneeflocken, die auf den Regalen landen. Weitere
Projektionseinstellungen sind möglich, so müssen nicht zwingend
alle Grafikelemente aus Spielen übernommen werden, es können auch
lediglich Kontraste, Gegner oder Items außerhalb des Blickfelds
dargestellt werden.
Atmosphäre und Taktik
Viele der Projektionseinstellungen transportieren die Atmosphäre des
Spiels deutlich ins Wohnzimmer. Oberlichter einer Straße aus einem
Rennspiel setzen sich im gezeigten Video fort, dadurch entsteht ein
realistisches Fahrgefühl. Die Schneeflocken, die sich in auf und in
den Regalen sammeln bevor sie verwehen, oder eine Granate die aus dem
Fernseher auf den Boden fällt und weiter rollt bringen das Spiel
direkt ins Wohnzimmer. Der Bildschirmrand als Grenze zwischen
Realität und virtueller Welt verschwimmt zunehmend. Mit IllumiRoom
erschließen sich jedoch auch neue taktische Möglichkeiten. Durch
die Vergrößerung des Blickfelds wird es Spielern zunehmend leichter
fallen sich zu orientieren, vor allem dank der Darstellung von
Spielelementen die andernfalls nur über, meist sehr
unübersichtliche, Minimaps abläuft. Da Spielern ein besserer
Überblick über das Geschehen geboten wird könnte so auch die
Herangehensweise an schwierige Passagen mit vielen Gegnern leichter
fallen.
Zukunftsmusik mit offenen Fragen
Wie schon bei der Kinect-Steuerung der Xbox 360 dürfte Microsoft mit
IllumiRoom an einige Grenzen stoßen. So heißt es zwar die neue
Hardware soll in allen Wohnzimmern funktionieren, wie das ganze aber
in Wohnungen mit Dachschräge oder mit frei im Raum stehenden
Fernsehern aussieht bleibt abzuwarten. Auch der Abstand zwischen dem
Projektor und dem TV ist, wie bei den meisten Beamern, entscheidend.
In kleineren Zimmern würde das Gerät wohl kaum sein gesamtes
Potential entfalten können.
Abzuwarten bleibt auch inwiefern IllumiRoom auf Spieldateien
zugreifen muss. Einige der genannten Features können wahrscheinlich
nicht von allen, vor allem nicht von älteren Spielen unterstützt
werden. Etwaige Features müssten so extra programmiert werden , was
die Menge an Spielen mit IllumiRoom Unterstützung gering hält und
so die Anschaffung der Hardware allenfalls für ein kleines Publikum
interessant macht.
Das Video zeigt, laut Microsoft, den Einblick in eine frühe
Konzeptionsphase und soll lediglich zeigen was möglich ist. Das
gezeigte Gerät, ein Kinect Sensor der an einen handelsüblichen
Beamer befestigt ist, spricht Bände über den Stand der Entwicklung.
Bis IllumiRoom marktreif ist werden wohl noch Jahre vergehen. Ein
gemeinsames Release der Hardeware zusammen mit Microsofts neuer Xbox
in diesem Jahr ist demnach sehr unwahscheinlich.
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