Montag, 13. Mai 2013

Mitten im Spiel – Microsofts „IllumiRoom“ macht das Wohnzimmer zum Spielfeld


Kugeln sausen euch in digital Sound um Ohren. Von der Mauer, hinter der ihr Deckung gesucht habt, fliegen Brocken unter heftigem Feindbeschuss in alle Richtungen. Die Granate, die neben euch einschlägt, explodiert in einem rot-schwarzen Feuerball und das penetrante Pfeifen verdrängt kurzzeitig alle anderen Geräusche. Szenen wie aus einem Kriegsgebiet findet man mittlerweile in fast allen aktuellen Shootern. Der Grad an Realismus, bis in die kleinsten Details, wie Waffengeräusche und Animationen, durchkonstruiert, ist, zur Freude aller Spieler, hoch. Mit erschwinglicher 3D Technologie in Grafikkarten und Fernsehern kam der nächste Schritt zur Verschmelzung von virtueller und realer Welt. Projektile, Splitter und Staub bleiben nun nicht mehr im Bildschirm sondern rasen direkt auf den Spieler zu. Ebenso wird ein ein deutlich realistischeres Geschwindigkeitsgefühl bei Rennspielen vermittelt. Immersion, die Vermischung von Eindrücken aus realer und virtueller Welt, ist das Stichwort, dass Spielern rund um die Welt das Wasser im Mund zusammenlaufen und ein „Mitten im Spiel“- Gefühl entstehen lässt. Mit dem Konzept IllumiRoom will Microsoft in der neuen Konsolengeneration nun einen großen Sprung in Sachen Immersion wagen.




Funktionsweise und Möglichkeiten

Anfang des Jahres präsentierte Microsoft die IllumiRoom Technologie in einem Video. Alle gezeigten Bilder seien „live“, das heißt keine Animationen und nicht nachbearbeitet. In dem knapp zehnminütigen Clip wird die Funktionsweise des Geräts, sowie einige mögliche Anwendungen gezeigt. Eine mit der Xbox verbundene Kombination aus Kamera und Projektor, z.B. auf dem Couchtisch, wird auf den Fernseher gerichtet und projiziert Spielinhalte um das TV Gerät herum. Die Kamera nimmt dabei die Raumgeometrie auf, worauf die Projektion in Echtzeit reagieren kann. Etwaige, um den Fernseher herumstehende, Möbel können also in die Projektion eingebaut werden. Die neue Hardware kann so nicht nur den Bildschirmausschnitt vergrößern und Spielinhalte außerhalb des Sichtfelds in den Raum projizieren sondern durch veränderliche Belichtungseinstellungen einige interessante Effekte, wie Bewegungsunschärfe, direkt in den Raum einbauen. Im Video zeigt Microsoft so zum Beispiel virtuelle Schneeflocken, die auf den Regalen landen. Weitere Projektionseinstellungen sind möglich, so müssen nicht zwingend alle Grafikelemente aus Spielen übernommen werden, es können auch lediglich Kontraste, Gegner oder Items außerhalb des Blickfelds dargestellt werden.

Atmosphäre und Taktik

Viele der Projektionseinstellungen transportieren die Atmosphäre des Spiels deutlich ins Wohnzimmer. Oberlichter einer Straße aus einem Rennspiel setzen sich im gezeigten Video fort, dadurch entsteht ein realistisches Fahrgefühl. Die Schneeflocken, die sich in auf und in den Regalen sammeln bevor sie verwehen, oder eine Granate die aus dem Fernseher auf den Boden fällt und weiter rollt bringen das Spiel direkt ins Wohnzimmer. Der Bildschirmrand als Grenze zwischen Realität und virtueller Welt verschwimmt zunehmend. Mit IllumiRoom erschließen sich jedoch auch neue taktische Möglichkeiten. Durch die Vergrößerung des Blickfelds wird es Spielern zunehmend leichter fallen sich zu orientieren, vor allem dank der Darstellung von Spielelementen die andernfalls nur über, meist sehr unübersichtliche, Minimaps abläuft. Da Spielern ein besserer Überblick über das Geschehen geboten wird könnte so auch die Herangehensweise an schwierige Passagen mit vielen Gegnern leichter fallen.

Zukunftsmusik mit offenen Fragen

Wie schon bei der Kinect-Steuerung der Xbox 360 dürfte Microsoft mit IllumiRoom an einige Grenzen stoßen. So heißt es zwar die neue Hardware soll in allen Wohnzimmern funktionieren, wie das ganze aber in Wohnungen mit Dachschräge oder mit frei im Raum stehenden Fernsehern aussieht bleibt abzuwarten. Auch der Abstand zwischen dem Projektor und dem TV ist, wie bei den meisten Beamern, entscheidend. In kleineren Zimmern würde das Gerät wohl kaum sein gesamtes Potential entfalten können.
Abzuwarten bleibt auch inwiefern IllumiRoom auf Spieldateien zugreifen muss. Einige der genannten Features können wahrscheinlich nicht von allen, vor allem nicht von älteren Spielen unterstützt werden. Etwaige Features müssten so extra programmiert werden , was die Menge an Spielen mit IllumiRoom Unterstützung gering hält und so die Anschaffung der Hardware allenfalls für ein kleines Publikum interessant macht.


Das Video zeigt, laut Microsoft, den Einblick in eine frühe Konzeptionsphase und soll lediglich zeigen was möglich ist. Das gezeigte Gerät, ein Kinect Sensor der an einen handelsüblichen Beamer befestigt ist, spricht Bände über den Stand der Entwicklung. Bis IllumiRoom marktreif ist werden wohl noch Jahre vergehen. Ein gemeinsames Release der Hardeware zusammen mit Microsofts neuer Xbox in diesem Jahr ist demnach sehr unwahscheinlich.

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